Das indische Restaurant an dieser Adresse hat bei der letzten Neuübernahme nicht nur den Namen gewechselt, sondern auch die Küche: statt nord- wird jetzt südindisch gekocht, das gleich vorweg als Warnung, dass es hier jetzt möglicherweise ganz anders schmeckt als erwartet.
Die üblichen Verdächtigen wie Rogan Josh und Chicken Korma gibt es hier zwar auch, aber das scheint mehr zur Beruhigung von Touristen und Zufallsgästen zu sein: schon beim ersten Blick in die Karte wird, wenn der Blick auf Thalis, Devilled, Porothas, Idli und Uttapam fällt, klar, dass in dieser Küche andere Regeln herrschen als beim Standard-Inder. Ich habe zwar noch keines der nordindischen Gerichte gekostet, würde sie angesichts der Karte aber eher vermeiden; die Expertise des Kochs ist offensichtlich anderswo. Südindisch mag zwar mitunter ähnlich aussehen wie nordindisch, aber geschmacklich ist es nicht so ganz vergleichbar.
Mein Cochin Chicken (ist mir bisher sonst noch nirgends untergekommen) hatte z.B. einen düsteren, fast unheilvollen Geschmack, nachdem erste Kardamomaromen einer leichten Bitternis von Bockshornklee und Curryblättern gewichen waren; wenn grüne Teeblätter auch noch drinnen wären, würde es mich nicht wundern. Geschmacklich eigen, aber nicht schlecht, auch schlüssig gewürzt und mit Charakter. Nur mit der Schärfe hapert es ein wenig: auf der Karte war es als "scharf" angekündigt, bestellt wurde es "sehr scharf", im Endeffekt war es dann ein bisschen pikant.
Das Masala Dosa ist okay, ein bisschen zu viel Geschmack nach Butter-Ghee vielleicht; das dazu gereichte Sambar ist jedenfalls ausgezeichnet. Masala Dosa und eine Hauptspeise zu kombinieren ist übrigens angesichts der Sättigungswirkung und der Portionsgröße keine gute Idee.
Das Personal ist sehr freundlich, könnte vielleicht eine Spur professioneller wirken, aber Grund zum Klagen gab es nicht. Das Lokal selbst hat sich im Vergleich zum Vorbesitzer kaum verändert, ist nach wie vor nüchtern-funktional mit ein paar indischen Deko-Objekten an der Wand; um heimelig zu werden, braucht das noch den sehr engagierten Einsatz eines Innenarchitekten. Im Sommer gibt es immerhin einen Schanigarten vor dem Haus.
Insgesamt positiv, dass man mal südindisches Essen mitten in der Stadt bekommt und dafür nicht mehr in die äußersten Außenbezirke pilgern muss.
Vorspeisen ab € 2,50, Hauptspeisen inkl. Beilage vegetarisch ab € 10,50, mit Fleisch ab € 12,50.
Gedeck € 1.